Stopp des Programms „Sprach-Kitas“ setzt falsches Signal!

Pressemitteilung der AWO Sachsen

Dresden, 14.07.2022 – Mit dem Bundesprogramm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ stärkt das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) seit 2016 die sprachliche Bildung als Teil der Qualitätsentwicklung in der Kindertagesbetreuung.  Ab 2021 wurde das Programm um digitale Medien und die Integration medienpädagogischer Fragestellungen in die sprachliche Bildung erweitert. Aus Sachsen nehmen 363 Kitas teil, davon 68 Einrichtungen der AWO Sachsen.

Durch das Programm Sprach-Kitas konnten in unseren Einrichtungen 48 zusätzliche Fachkräfte mit einer halben Stelle eingestellt werden. Dadurch war es verstärkt möglich, im Alltag mit Kindern auch eins zu eins ins Gespräch zu kommen, die eigene Arbeit zu reflektieren sowie den kollegialen Austausch zu intensivieren und zu einem festen Bestandteil in der pädagogischen Praxis zu machen. Fachkräfte wurden in den Handlungsfeldern wie der sprachlichen Bildung, inklusiven Pädagogik sowie Zusammenarbeit mit Familien qualifiziert und spezialisiert. Kinder mit Migrationshintergrund und Kinder aus bildungsbenachteiligten Familien profitierten von dem Programm, sie konnten individuell abgeholt werden und ihnen wurden frühe Chancen auf einen erfolgreichen Bildungsweg ermöglicht.

Die Zeit hierfür wird ohne das Sprach-Kita Programm fehlen und die Einrichtungen werden davon auf vielfältige Weise betroffen sein: So werden konkret u.a. sprachliche Angebote oder die Arbeit in kleineren Gruppen zur Sprachförderung der Kinder entfallen, ebenso wird die Elternarbeit hinsichtlich Beratungen zur Sprachförderung und niedrigschwelligen Sprachangebote leiden. Für den qualitativ hochwertigen fachlichen Austausch innerhalb der Einrichtung, insbesondere der Weitergabe von Wissen zwischen Sprachfachkraft und Erzieher:innen, wird es an Zeit und Ressourcen mangeln. Die Vernetzung z.B. der Fachberatungen der verschiedenen Träger mit anderen Akteuren in der Kinder- und Jugendhilfe wird in der jetzigen Form nicht mehr möglich sein. Zudem wird mit dem Auslaufen des Programms die Integration und Teilhabe von Kindern mit mehrsprachigem familiärem Hintergrund massiv erschwert. Damit wird unseren Einrichtungen gerade im Hinblick auf die aktuellen Herausforderungen durch den Ukraine-Krieg ein wichtiges Instrument genommen, ukrainische Kinder in den Kita-Alltag zu integrieren. Auch die durch Corona nochmal deutlich gewordene notwendige Weiterentwicklung der Digitalisierung in den Einrichtungen wird durch die fehlenden Mittel aus dem Sprach-Kita-Programm an Dynamik verlieren.

Kurz gesagt: Das Programm Sprach-Kitas leistet einen deutlichen Beitrag zur qualitativen Weiterentwicklung der Kitas. Mit dem Programmende 2022 entfallen wichtige Impulse für die Erzieher:innen, die Zusammenarbeit zwischen Familien und Kitas wird erschwert und Kindern werden Chancen zur Bildungsgerechtigkeit und Integration genommen.

„Aus unserer Sicht kommt die Einstellung des Sprach-Kita-Programms zur falschen Zeit und sendet ein fatales Signal“, resümiert Landesgeschäftsführer David Eckardt und fährt fort: „Zum einen müssen in der jetzigen Flüchtlingssituation der Abbau von Sprachbarrieren und die Integration in den Kita-Einrichtungen von hoher Priorität sein. Zum anderen ist es nach zwei Jahren Corona und den vielfältigen, kräftezerrenden Herausforderungen sowie den dadurch entstandenen erhöhten Förderbedarfen auch im sprachlichen Bereich geradezu unzumutbar, aktuelle Sparmaßnahmen ausgerechnet wieder auf den Rücken unserer Kinder und Erzieher:innen auszutragen.“

Als AWO Sachsen fordern wir den Bund auf, die Entscheidung zum Einstellen des Programms dringend zu hinterfragen und appellieren gleichzeitig an den Freistaat Sachsen, geeignete Wege zu finden, die erfolgreiche Arbeit der vergangenen Jahre im Rahmen des Programms weiter fortzuführen.

 

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