Jedes Jahr am 20. September feiern wir den Weltkindertag. Das Motto des diesjährigen Weltkindertags lautet „Gemeinsam für Kinderrechte“. In diesem Zusammenhang fordert die AWO in Sachsen, dass Fehlzeiten in der frühkindlichen Bildung endlich berücksichtigt werden.
Pressemitteilung der AWO Sachsen vom 20.09.2022:
Anlässlich des heutigen Weltkindertags möchte die AWO Sachsen die Gelegenheit nutzen, auf die Bedeutung der frühkindlichen Bildung hinzuweisen. In den Kindertageseinrichtungen und Horten sollen die Grundlagen dafür gelegt werden, dass allen Kindern die bestmöglichen Voraussetzungen auf ein selbstbestimmtes und chancengerechtes Leben erhalten. Dafür benötigt es eine ausreichend Zeit für die Kinder und gute Arbeitsbedingungen für die Erzieher:innen.
Die Realität sieht leider anders aus: Immer noch ist Sachsen beim Personalschlüssel bundesweites Schlusslicht, aktuelle Krisen wie Corona und der Ukraine Krieg haben die Belastungssituation noch deutlich erhöht. Hinzu kommt, dass im aktuellen Betreuungsschlüssel Fehlzeiten, die durch Urlaub, Weiterbildung oder Krankheit entstehen, nicht berücksichtigt werden und diese Mittel auch im aktuellen Entwurf des Doppelhaushalts für 2023/2024 nicht eingeplant sind. Das bedeutet, dass der ohnehin schon nicht ausreichende Schlüssel von 1:5 in der Krippe, 1:12 im Kindergarten und 1:20 im Hort in der Realität nicht gehalten werden kann. Anders formuliert: Das Personal ist im Schnitt nur vier der fünf für die Personalschlüsselberechnung zu Grunde gelegten Werktage pro Woche in der Einrichtung tätig.
„Alle Erzieher:innen machen Urlaub, bilden sich weiter und fallen krankheitsbedingt manchmal aus – es ist völlig indiskutabel, dass dies im aktuellen Doppelhaushalt keine Berücksichtigung findet“ sagt dazu David Eckardt, Geschäftsführer der AWO Sachsen. Die Liga Sachsen hat errechnet, dass für die Berücksichtigung von Urlaub, Krankheit und Weiterbildung ein Betrag von rund 175 Mio. Euro pro Haushaltsjahr erforderlich ist. Diese Summe ergibt sich, wenn für Urlaub und Weiterbildung die Vorgaben des Tarifvertrages des öffentlichen Dienstes sowie durchschnittlich 17 Krankheitstage pro Vollzeitstelle angesetzt werden – was eher konservativ gerechnet ist. David Eckardt: „Natürlich ist uns bewusst, dass ein solcher Betrag nicht mal eben auf den Tisch gelegt wird. Wir haben es hier mit einem Stufenprozess zu tun – aber der Anfang muss gemacht werden.“
Die AWO Sachsen ist zum Weltkindertag in der AWO Kindertagesstätte Spielwiese in Plauen zu Besuch, um sich ein Bild von der aktuellen Situation zu machen. Mit dabei ist auch Juliane Pfeil, Mitglied des Landtags und bildungspolitische Sprecherin der SPD Sachsen. „Neben der Berücksichtigung von Fehlzeiten gibt es in den Einrichtungen natürlich noch viele weitere Themen, die unter den Nägeln brennen“, resümiert Juliane Pfeil und fährt fort: „Aktuell dreht sich viel um die Fragen der steigenden Energie – und Lebensmittelkosten. Das ist für die Einrichtungen wie auch für die Eltern ein großes Thema, die oft nicht mehr wissen, wie sie das Mittagessen ihrer Kinder bezahlen sollen. Auch die Elternbeteiligung vor Ort beschäftigt die Kitas. Denn ohne gute Kommunikation sowie das Engagement und die Mitwirkung der Eltern kann der Kita-Alltag nicht funktionieren.“
Der diesjährige Weltkindertag steht unter dem Motto „Gemeinsam für Kinderrechte“. Wie können Kinder mehr gehört werden? Wie können wir sie in Entscheidungen einbeziehen und uns für ihre Belange stark machen? Auch das bewegt die Kolleg:innen vor Ort. Die Auseinandersetzung und Ideenentwicklung zu diesen Fragen brauchen aber vor allem eins – Zeit. Bei Nicht-Berücksichtigung der aktuellen Ausfallzeiten mangelt es aber an eben dieser an allen Ecken und Kanten.